5 Fragen an Christiane Deters

In unserer zunehmend digitaler werdenden Welt ist es scheinbar problemlos möglich, schnell und unmittelbar mit anderen in Kontakt zu treten. Doch gerade in der aktuellen Zeit, in der Führungskräfte zunehmend verteilte Teams zu managen haben, reicht Kommunikation auf Knopfdruck nicht mehr aus. Stattdessen brauchen Führungskräfte eine besondere Stärke: eine Ausstrahlung, die auf andere inspirierend, orientierend und anziehend wirkt, sprich: Charisma.

Christiane Deters beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen Charisma. Um diesem auf die Spur zu kommen, hat sie in ihrem soeben erschienenen Buch It´s all about CHARISMA das Leben und Wirken sechs bekannter Persönlichkeiten anhand ihres eigens entwickelten Charisma-Code 5 ¾ durchleuchtet. In unserem heutigen Interview versuchen wir, einige Geheimnisse um das Charisma zu entschlüsseln.

Liebe Frau Deters, danke, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen haben. Wie kommt eine Juristin dazu, sich mit Charisma zu beschäftigen und einen ganz neuen beruflichen Werdegang einzuschlagen?

Auch wenn wir alle durch unser Expertenwissen punkten, sind es doch gerade die Persönlichkeit und Ausstrahlung, durch die wir Menschen erreichen und bewegen. Dies wurde mir im Rahmen meiner juristischen Tätigkeiten zunehmend klarer. Und vielleicht ist es gerade die faktenorientierte Juristerei, die den hohen Stellenwert von Charisma zutage treten lässt. Auf jeden Fall fing ich an, mich für diese Phänomen zu interessieren. Irgendwann war es dann soweit, und die Zeit war reif für eine berufliche Veränderung zur Dozentin, Trainerin und Coach. Und so ist es heute mein Auftrag, Menschen dabei zu unterstützen, ihr Charisma zu entdecken, es zu entfalten und zu kultivieren.


In Ihrem Buch haben Sie die unterschiedlichsten Persönlichkeiten ausgewählt, von der Modeschöpferin, über Politiker bis hin zu zur Obersten Richterin. Warum haben Sie gerade diese Personen ausgewählt?

Nun, zunächst haben alle ausgewählten Persönlichkeiten eine großartige Ausstrahlung und viel Charisma. Weiterhin handelt es sich unisono um Menschen, die an sich geglaubt und unsere Welt durch ihr Denken und Handeln positiv verändert haben. Mit Mut, Entschlossenheit und der jeweils notwendigen Haltung haben sie sich gegen Widerstände zur Wehr gesetzt und Regeln gebrochen, um ihre jeweiligen Visionen mit Begeisterung umzusetzen. Alle standen mit tiefer Überzeugung für ein Thema ein oder tun das auch heute noch.

Da ist zunächst Coco Chanel. Eine starke und mutige Frau, die im letzten Jahrhundert die Modewelt auf den Kopf gestellt hat. Ihr Motto Emanzipation durch Mode hinterlässt selbst noch im 21. Jahrhundert gesellschaftliche Spuren.

Martin Luther King ist der Inbegriff für gewaltlosen Widerstand und für Menschlichkeit. Er wirkte durch Inspiration, tat den Menschen gut und hatte den Status eines moralischen Anführers, der Tausende Menschen durch eine gemeinsame Vision vereinte.

Willy Brandt als erster sozialdemokratischer Bundeskanzler stand für Versöhnung, für Freiheit, für Gerechtigkeit und für Frieden. Willy Brandt und Menschlichkeit in der Führung sind untrennbar miteinander verbunden.

Barack Obama verkörperte Logos, Pathos und Ethos so einzigartig, dass er damit die Menschen mit seinen Ideen ansteckte und für eine gemeinsame Vision vereinte: „Yes, we can!“

Dank Elisabeth Selbert, Politikerin und Juristin, hat es der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz geschafft.

Und die erst kürzlich verstorbene Oberste Richterin Ruth Bader Ginsburg steht für Wahrheit und den beharrlichen Kampf gegen jegliche Form der Diskriminierung.


Haben Sie denn selbst ein Vorbild? Eine Person, die Sie besonders inspiriert hat?

Dazu fallen mir zunächst die Worte von Erich Kästner ein: „Man muss mehrere Vorbilder haben, um nicht eine Parodie eines einzelnen zu werden.“ Vor allem inspirieren mich gerade in der Unternehmenswelt Menschen, die Menschlichkeit in der Führung vorleben und den Fokus auf die Mitarbeiter/innen richten, statt den Menschen als Mittel zu betrachten. Menschlichkeit und Werte wie Wahrheit, Respekt und Empathie zählen. Gerade unter dem Aspekt, dass – wie wir alle wissen – Mitarbeiter/innen keine Unternehmen verlassen, sondern ihre Vorgesetzten, hat menschliche und damit auch auf Empathie basierte Führung einen hohen Stellenwert für die Mitarbeiterzufriedenheit. Und augenscheinlich lassen diese Schlüsselfaktoren auch Wahlen gewinnen. „The people have chosen empathy.“, war auf den großen Videoscreens zu lesen, als Joe Biden „President Elect“ und die designierte Vizepräsidenten Kamala Harris ihre Siegesreden präsentierten.


In erster Linie verbindet man Charisma mit positiven Eigenschaften. Doch gerade wenn man an Personen denkt, wie Donald Trump, dem man vieles absprechen kann, aber sicherlich nicht, dass er auf andere charismatisch wirkt … Würden Sie sagen, es gibt auch negatives Charisma?

Charisma an sich ist nicht positiv oder negativ. Vielmehr kommt es darauf an, wer und wie es zum Klingen gebracht wird. Es kann aber durchaus dunkel im Sinne von unheilbringend und negativ erklingen. Ist das der Fall, steht Charisma für Manipulation, Verführung, Intoleranz, schürt Ängste, arbeitet mit Feindbildern, lässt Abhängigkeiten entstehen und tritt egoistisch sowie narzisstisch auf. Ausschließlich das eigene Interesse und der eigene Nutzen stehen dabei im Vordergrund. In diesem Fall wirkt es letztendlich negativ, ja geradezu destruktiv auf Menschen in Organisationen und ganzen Systemen.

Also: Charisma ist dann in guten Händen, wenn es mit Herz und Verstand, verantwortungsbewusst, das heißt auch zum Wohle seines Gegenübers, der Organisation, des ganzen Systems eingesetzt wird.


Sie sagen, Charismatiker fallen nicht vom Himmel, sondern werden gemacht. Kurz gesagt, Charisma kann man lernen. Charisma hat doch aber auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun, sich anderen öffnen und begegnen. Doch nicht jedem fällt das leicht. Was würden Sie diesen Menschen raten?

Da haben Sie völlig recht. Selbstbewusste Menschen haben es sicherlich ein wenig einfacher, ihr Charisma klingen zu lassen. Aber grundsätzlich können wir alle unser Charisma ausbauen und stärken. Genau darum geht es in meinem Buch. Dort begegnen wir den eben erwähnten sechs charismatischen Persönlichkeiten sowie ihren Biografien, ihrem Streben, Handeln und Denken.

Dabei fungiert jede/r Protagonist/in als Role Model für den Charisma-Code 5 3/4, der für Führungskräfte zugleich die Marschroute und den Schlüssel für die Entdeckungsreise zum eigenen charismatischen Potenzial bildet. Mit Übungen zur Selbstreflexion, Strategieempfehlungen, Extrameilen sowie leicht umsetzbaren Tipps darf der Leser bzw. die Leserin ebenfalls rechnen.


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